Stadtkirche St. Johannes Hatzfeld (Eder)
Die Hatzfelder Stadtkirche wurde im 14. Jahrhundert von dem Adelsgeschlecht “von Hatzfeldt” im Stil einer gotischen Fachwerkkirche auf halber Höhe des Burgberges in der Siedlung Hatzfeld erbaut, welche seit 1340 Stadtrecht besitzt. Die Pfarrei wurde 1526 lutherisch. Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1676 renoviert, außerdem nach Sturmschäden 1787/88, wobei u.a. die prächtigen Apostel- und Evangelistenbilder und die Blumenmuster auf der Brüstung der Empore entstanden sind. Eine Besonderheit ist das spätgotische Kruzifix von hoher künstlerischer Qualität aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach der Renovierung 1958 wurde u.a. die jetzige Orgel eingebaut.
Die Orgel
Die einmanualige Orgel wurde 1959 durch die Firma Steinmeyer in den Altarraum, mit dem Spieltisch an der Seite. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit der Kirche am Hang des Burgberges wurden damals die Kinder des Ortes angeheuert, die einzelnen Pfeifen der Orgel die 100 Stufen der alten Kirchtreppe hoch zu tragen. Für sie waren das damals Erzählungen zufolge silberne runde Rohre, unter “Pfeifen” hatten sie noch keine Vorstellung.
Diese Orgel aus der Hand einer nicht regional ansässigen Firma spiegelt die Entwicklung der Orgelbautradition bis heute wieder: während im 19. Jahrhundert die meisten Dorforgeln von den zahlreichen kleinen regionalen Orgelbauern geschaffen wurden, haben die technischen Erneuerungen im 20. Jahrhundert weitaus größere Produktionen möglich gemacht. Sowohl große als auch kleine Orgeln wurden von viel wenigeren und viel größeren Betrieben gebaut. Die Hatzfelder Orgel hat trotz der Erbauungszeit relativ kurz nach dem 2. Weltkrieg eine solide und stabile Substanz, was u.a. auch an der vollmechanischen Bauweise liegt: Mit der “Orgelbewegung” nach der Romantik wurden nicht nur wieder barockere Dispositionen, sondern auch Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur beliebt, die auf Dauer weit weniger störanfällig sind als pneumatische Systeme.
Musikbeispiel der Steinmeyer-Orgel mit dem Ensemble Metamorphonica:
d'accord - Marco Ambrosini, 2021
Die Orgelbauwerkstatt Steinmeyer:
Die Orgelbauwerkstatt Steinmeyer wurde 1847 von Georg Friedrich Steinmeyer in Oettingen gegründet und ist seit der Gründung in Familienbesitz. Sie war lange Zeit über in Bayern die größte Orgelbauwerkstattt und eine der größten in der Welt. Innerhalb von 154 Jahren sind nahezu 2400 Orgeln sowie 6000 Harmonien entstanden, die überall auf der Welt verteilt sind. 2001 wurde die Werkstatt geschlossen und die Firma in eine Vermögensverwaltung umgewandelt.
Weitere Orgeln: