Schmid-Orgel in Bad Wildungen

Wildunger Stadtkirche

Die evangelische Stadtkirche mit ihrem imposanten Kirchturm steht auf dem höchsten Punkt des Stadthügels und wurde ursprünglich dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht. Ihr Bau wurde als gotische Hallenkirche um 1300 begonnen. Nach der Reformation wurde die Kirche protestantisch. Die Geismarsche Grabkapelle diente vom 16. bis ins 20. Jahrhundert als Grablege. Eines der bedeutendsten Ausstattungsstücke ist der berühmte Wildunger Altar vom Anfang des 15. Jahrhunderts von Conrad von Soest, der erste Altar nördliche der Alpen, der von seinem Erschaffer signiert und datiert wurde.

Die Orgel

Bereits 1547 wird der Bau einer Orgel urkundlich erwähnt, die von Regal- und Orgelmacher Sippel Dorwart gebaut wurde, der auch für Landgraf Philipp von Hessen Orgeln baute. Diese wiederum wurde 1647 vom Licher Orgelbauer Heinrich Wagner grundlegend umgebaut. Diese in frühbarockem Klangstil gebaute Orgel wurde durch eine beispiellose Spendenaktion der Wildunger Bürger finanziert und war bis zu ihrem Abriss 1853 im Einsatz.

In den Jahren 1853 bis 1857 schuf der in der Region bekannte und angesehene Orgelbauer Jacob Vogt eine neue Orgel auf mechanischen Schleifladen mit neogotischem Prospekt, da die alte nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach. Bereits 80 Jahre später hatte sich dieser wiederum grundlegend geändert, und 1930 wurde anstelle der Vogt-Orgel eine neue elektro-pneumatische Orgel mit Freipfeifenprospekt von der Firma Walcker & Co aus Ludwigsburg nach einem Kostenanschlag von 1913 gebaut. An diese Orgel wurde 1957 nach dem gleichen Baumuster ein Rückpositiv angebaut. Aber schon knappe 50 Jahre später war man schon nicht mehr zufrieden mit dieser von der „Orgelbewegung“ beeinflussten Orgel: 1977 machte Orgelbauer Schmid einen Entwurf für eine neue Orgel mit 43 Registern auf mechanischen Schleifladen, die 1982 realisiert wurde und in die teilweise Material aus der Vorgängerorgel übernommen wurde. Sie enthält Elemente aus verschiedenen Stilen, basiert zum größten Teil allerdings auf dem barocken Typus (was man auch am Prospekt gut erkennen kann) – man kann sie dem „postmodernen Mischstil“ zuordnen. Im Jahre 2011 wurde die Orgel von A. Voigt aus Bad Liebenwerda renoviert.

Die Disposition:

 

I. Manual (Rückpositiv):

1. Holzgedackt 8′

2. Prästant 4′

3. Piccolo 2′

4. Oktave 1′

5. Cymbel III 1⁄2′

6. Krummhorn 8′

Tremulant

 

II. Manual (Hauptwerk):

7. Gedacktpommer 16′

8. Prinzipal 8′

9. Spitzflöte 8′

10. Oktave 4′

11. Koppelflöte 4′

12. Gemsquinte 2 2⁄3′

13. Oktave 2′

14. Mixtur V 1 1⁄3′

15. Spanische Trompete 8′

Zimbelstern

 

III. Manual (Schwellwerk):

16. Bourdon 16′

17. Holzflöte 8′

18. Weidenpfeife 8′

19. Schwebung 8′

20. Prinzipal 4′

21. Traversflöte 4′

22. Nasat 2 2⁄3′

23. Blockflöte 2′

24. Terz 1 3⁄5′

25. Sifflöte 1 1⁄3′

26. Septime 1 1⁄7′

27. None 8⁄9′

28. Plein Jeu IV 2′

29. Dulzian 16′

30. Oboe 8′

31. Schalmey 4′

Tremulant

 

Pedal:

32. Prinzipal 16′

33. Subbass 16′

34. Oktavbass 8′

35. Gedacktbass 8′

36. Großterz 6 2⁄5′

37. Großseptim 4 4⁄7′

38. Choralbass 4′

39. Waldflöte 2′

40. Rauschbass IV 2 2⁄3′

41. Posaune 16′

42. Trompete 8′

43. Clairon 4′

 

Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Spielhilfen: Computergesteuerte Setzeranlage

Der Orgelbauer

Die Orgelbaufirma Schmid wurde 1955 von Gerhard Schmid in Kaufbeuren im Allgäu gegründet. Er war dem neobarocken Klangideal verpflichtet und baute größtenteils Orgeln nach dem Werkprinzip auf Schleifladen. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Gunnar die Leitung und wandte sich vom neobarocken Klangbild ab.

http://www.orgelbau-schmid.de/

Gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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